„Viel Porzellan zerschlagen“: Deutsche Filialen von Miller & Monroe schließen Ende Mai
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Für die niederländische Handelskette Miller & Monroe gibt es keine Zukunft in Deutschland. Das teilte Jochen Sedlitz, der vorläufige Insolvenzverwalter der Betreibergesellschaft Vidrea Deutschland GmbH, am Mittwoch in einem Schreiben mit. Demnach werden die rund 160 verbliebenen Filialen des Bekleidungshändlers am 1. Juni geschlossen. Vorher sollen die Warenbestände in einem Räumungsverkauf so weit wie möglich abverkauft werden.
Eine Sanierung im Rahmen des derzeitigen Konzepts ist demnach keine Option: „Eine langfristige Fortführung der Läden unter der Marke Miller & Monroe kommt nach den Prüfungen und Feststellungen des vorläufigen Insolvenzverwalters Jochen Sedlitz nicht in Betracht“, heißt es in dem Schreiben seiner Kanzlei Menold Bezler. Angesichts „hoher Mietrückstände“ seien „die allermeisten Vermieter nicht bereit, an einer Lösung unter Beteiligung der niederländischen Unternehmensgruppe Victory & Dreams, zu der die Vidrea Deutschland gehört und die auch die Markenrechte an dem Label Miller & Monroe besitzt, mitzuwirken“.
Mietrückstände und „sehr hohe Verluste“ von Miller & Monroe verhinderten eine Sanierung
Neben dem Vertrauensverlust der Vermieter verwies der Insolvenzverwalter auch auf die fehlende wirtschaftliche Perspektive: „Hier wurde leider seit der Übernahme der ehemaligen Charles-Vögele-Filialen sehr viel Porzellan zerschlagen“, so Sedlitz. „Außerdem erwirtschafteten die Geschäfte unter dem Label Miller & Monroe in den zurückliegenden Monaten sehr hohe Verluste, die eine langfristige Fortführung ohne grundlegende Sanierung oder ein neues Konzept nicht zulassen.“
Angesichts der Scheiterns habe der Insolvenzverwalter „die Strategie auf die Situation angepasst“. Parallel zum Abverkauf verhandelt Sedlitz der Mitteilung zufolge mit einem neuen Investor. Die Gespräche stünden demnach „kurz vor dem Abschluss“. Bei dem Interessenten handele es sich um eine „Unternehmensgruppe, die die Filialen unter eigenem Storekonzept und eigenen Waren ab dem 1. Juni 2019 ‚übernehmen‘ möchte“, erklärte er. Die derzeitigen Mitarbeiter der Miller & Monroe-Filialen würden bei einer erfolgreichen Einigung „ein Angebot zum Wechsel in ein neues Arbeitsverhältnis mit dem Investor erhalten“.
Insolvenzverwalter hofft auf „Paketlösung“ mit einem anderen Einzelhändler
Abhängig ist diese Lösung aber noch von Verhandlungen des potentiellen Investors mit den Vermietern. „Es ist klar, dass jeder Vermieter für sich entscheiden muss, ob diese Lösung in Betracht kommt. Für manche Filialen wurden jedoch bereits Nachmieter gefunden. Hier werden wir dennoch versuchen, ob es eine Zukunft für die Mitarbeiter bei einem Nachmieter gibt“, erklärte Sedlitz. „Mit der angestrebten Lösung können wir sowohl den Vermietern als auch den Mitarbeitern in den Filialen ein Paket anbieten, das den Eintritt eines potenten neuen Mieters unter Erhalt der Arbeitsplätze nahtlos ermöglicht.“
Die mögliche Paketlösung halte er „angesichts der zum 1. März 2019 vorgefundenen Situation für ein hervorragendes Ergebnis, auch wenn es natürlich sehr bedauerlich ist, dass eine große Lösung unter der Marke Miller & Monroe aus verschiedensten Gründen nicht möglich ist“, erklärte der Insolvenzverwalter. „Wir werden jetzt die nächsten Wochen daran arbeiten, mit so vielen Vermietern und Arbeitnehmern wie möglich das angestrebte Paket zum 1. Juni 2019 umzusetzen. Der Erhalt eines großen Teils der Arbeitsplätze bleibt so erreichbar.“
Miller & Monroe hatte vor gut einem Jahr die deutschen Filialen von Charles Vögele übernommen
Die niederländische Bekleidungskette Miller & Monroe hatte im März 2018 mit der Übernahme der etwa 200 deutschen Filialen des schweizerischen Einzelhändlers Charles Vögele den Sprung auf den hiesigen Markt gewagt. Anfang März dieses Jahres musste die Muttergesellschaft Vidrea Deutschland GmbH Insolvenz anmelden. Auch in der Heimat ist der Filialist angeschlagen: Am Montag stellte die Vidrea Retail BV, die die niederländischen Läden von Miller & Monroe betreibt, einen Antrag auf Zahlungsaufschub. Mutterkonzern beider Töchter ist die Victory & Dreams Holding BV, die vor wenigen Wochen die Bekleidungskette Bonita von der Hamburger Tom-Tailor-Gruppe übernommen hat.
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